25.01.19 Konzert

Die Siegener Zeitung schrieb:

Liebe in schönen Tönen
Esther Lorenz, Peter Kuhz und die Musik-Kultur des Judentums

Osthelden. Warm und einladend ist die kleine Kapelle im tief verschneiten Osthelden,
gut besucht auch, denn mit Esther Lorenz ist eine bekannte Sängerin ins Siegerland gekommen. Die sich spezialisiert hat auf alte hebräische Lieder und Weisen, auf zeitgenössische Texte, auf Jazz und Swing und Chanson.
Lorenz moderiert zwischen ihren stimmungsvollen Liedvorträgen auf unaufdringliche,
fast höflich bescheidene Art musikalische Geschichte des Judentums, erzählt jiddische Geschichten oder vom Hohelied, weiß dem interessierten Publikum Spannendes über
die sephardischen Juden im mittelalterlichen Spanien zu erzählen – und vergisst die Gegenwart nicht, singt auch bekannte Schlager oder Popsongs, die ihren Ursprung in jüdischem Liedgut haben.
Der Konzertgitarrist und Arrangeur Peter Kuhz ist der Multilinguistin ein vertrauter musikalischer Partner, hat Ester Lorenz doch einige CD-Einspielungen mit Kuhz aufgenommen, die beiden harmonieren auch im Impetus ihres Auftretens: informiert, interessiert, emphatisch. Gut ein Dutzend Lieder von Liebe und Sehnsucht erklingen,
vom Glauben auch, von kleinen Alltagsdingen, an denen sich große Gefühle symbolisieren – Menschliches eben. In vielen Sprachen: Bibelhebräisch, in der Sprache der Sephardim, in Aramäisch und in Ivrit, dem Gegenwartshebräisch.
Zweimal kommt im Konzert des vergangenen Freitagabends Kuhz‘ solistisches Können zum Gehör. Er zelebriert chassidische Tänze bekannter jüdischer Komponisten, die er selbst für sein Instrument arrangerit hat: bezaubernd. Musik als Zeitreise: Das zeigt die Vielfalt jüdischer Kultur auf, die Bedeutung, die diese Kultur für die europäische Entwicklung hat, das Fundament, auf dem humanistische, europäische Werte aufgebaut sind – die wunderbar klingende Einladung zum Dialog, zum Miteinander.
Miteinander gesungen wurde auch: Nach vielen Liedern, die einfach dazu einluden, mit geschlossenen Augen der vieldeutig zerbrechlich klingenden tiefen Samtstimme Esther Lorenz‘ zu lauschen, konnte das Publikum mitsingen beim einstigen Donovan-Hit „Donna, Donna“, das eigentlich „Dos Kelbl“ meint, ein Kälbchen, das zur Schlachtbank geführt wird – Aaron Zeitlin (Text) und Sholom Secunda (Musik) schufen damit um 1940 eine Metapher für das Schicksal des jüdischen Volkes.
Erst recht ins Singen kamen dann alle bei der Zugabe, die nach lange anhaltendem Applaus gegeben wurde: „Hine ma tov“, ein Lied, das am Freitagabend, also zum Sabbat, traditionell gesungen wird, kennen alle – und meinen es sicher auch so: „Schön ist es, wenn unter Brüdern (und Schwestern, ist zu ergänzen) Liebe und Friede wohnen.“

Im Vorfeld zum Internationalen Tag des Gedenkes an die Opfer des Holocausts gab das bundesweit gefeierte Duo Ester Lorenz und Peter Kuhz in der ev. Kapelle Osthelden vielschichtige musikalische Einblicke in mehr als 2000 Jahre jüdische Kultur.